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Starke Geste im Stadtraum

Neubau eines Institutsgebäudes in Dresden
Starke Geste im Stadtraum

Photovoltaik-Elemente, kombiniert mit vorgehängten, verdeckt montierten Aluminium-Lamellen an der Fassade, weisen auf die technische Funktion des Institutsgebäudes ZET hin. Für den bemerkenswerten Neubau im städtischen Raum erhielten knerer und lang Architekten aus Dresden eine Auszeichnung beim Deutschen Fassadenpreis für VHF.

Susanne Ehrlinger | be

Eine sichere, nachhaltige Energieversorgung wird in den nächsten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die Technische Universität Dresden ist im Bereich Forschung und Lehre auf dem Gebiet der effizienten Energietechnologien und -systeme gut aufgestellt. Mit einem breitgefächerten und sehr interdisziplinär ausgerichteten Forschungsportfolio bewegt sich die TU international konkurrenzfähig in unterschiedlichste Richtungen.
Im neuen Zentrum für Energietechnik ZET wird die thermisch saubere Energieumwandlung durch Vergasung und Verbrennung von Abfällen, Biomasse und fossilen Brennstoffen erforscht. Zum Raumprogramm des neuen Institutsgebäudes in der Stadt gehören auch ein Lehr- und Versuchskraftwerk für gekoppelte Kraftwerksysteme, Turbomaschinen sowie Komponenten für industrielle Energieanlagen und Flugtriebwerke. Verbundsysteme und Integration regenerativer Energiequellen und Solarenergienutzung sind im Kompetenzzentrum ebenfalls Themen.
Fassadengestaltung im Kontext
Die Entwicklung neuer Technologien erfordert immer wieder neue Versuchsanordnungen, die ständig veränderbar sein müssen. Für diese komplexe Aufgabenstellung haben knerer und lang Architekten in der Dresdner Südvorstadt einen flexibel nutzbaren Neubau entworfen, der den verschiedenen Lehr- und Forschungseinrichtungen der Fakultät Maschinenwesen ausreichend Platz bietet und sie unter einem Dach vereint.
Wie eine großformatige Plastik stellt sich der Kubus des Lehr- und Forschungszentrums nun im Stadtraum dar und vermittelt zwischen den Backsteinbauten der Jahrhundertwende und den verputzten Gebäuden jüngeren Datums. Seine Einbindung in die historisch gewachsene Umgebung gelingt den Architekten durch eine raffinierte Fassadengestaltung, die neben der Ästhetik auch die technikorientierten Anforderungen des Universitätsbaus erfüllt. Einerseits scheint der Baukörper durch Einschnitte, Vor- und Rücksprünge wie ein viergeschossiges Gebäude gegliedert, tatsächlich befinden sich hinter dem „Lamellenvorhang“ aus gezogenen Aluminiumprofilen Raumhöhen, die dem erforderlichen großen Maschinenpark der jeweiligen Nutzungen und Versuchsanordnungen angepasst ist.
Fassade mit Funktion
Mit seiner Fassade reagiert der Institutsbau auf Anforderungen der Nutzer und kann entsprechend der technischen Vorgaben an immer wieder anderen Stellen perforiert und geschlossen werden. So dienen die Lamellen als Sonnenschutz vor den Fenstern und als Installationszone für technische Nachrüstungen. Mit den Aluminium-Lamellen fassten die Architekten die komplexe Form des rund 4 000 m² großen Institutsgebäudes zusammen und erreichen, je nach Lichteinfall ein unterschiedliches Bild von der Kubatur des Hauses.
„Mal ist die fertige Form ablesbar, mal erlaubt der Blick durch die Lamellen Einsicht ins Innere des Hauses, seine technischen Inhalte und seine Konstruktion“, erläutern die Architekten.
Neben den Fensteröffnungen, die hinter den Lamellen liegen, ist zur Straße hin zusätzlich eine große Ansaugöffnung für einen Windkanal, die wie ein riesiges Fenster wirkt, in die Fassade eingeschnitten.
Nach Plänen der Architekten entwickelte HSP Fassaden GmbH aus Kolkwitz Sonderprofile aus Aluminium. So konnten die einzelnen Lamellen, in größeren Einheiten aneinander gereiht, gefasst als große Montagefelder, montiert werden. Diese wurden vom Fassadenbauer in eine horizontale und vertikale Unterkonstruktion, BWM ATK 103 für nichtsichtbare Befestigung, eingehängt. Die Lamellen laufen, bis auf das oberste Geschoss mit der Photovoltaik-Ebene, über die gesamte Fassade. Sie bekleiden auch im Erdgeschoss die großen Tore, die sich für Fahrzeuge und Geräte öffnen lassen.
Solares Bauen mit VHF
Einige der im Haus befindlichen Einrichtungen zeichnen sich an der Fassade ab und charakterisieren das Erscheinungsbild des Hauses. So bestimmt die Ansaugöffnung für einen Windkanal die Eingangsfront. Da Versuchsanlagen zur optimierten Nutzung von Photovoltaik ebenfalls Bestandteil des Neubaus sind, erschien es Architekten und Bauherren schlüssig, Photovoltaik-Elemente auch an der Fassade einzuplanen. Als funktionale Bekleidung wurden die Module im obersten Stock der Südseite an die Unterkonstruktion montiert. Sie sollen beispielhaft den Einsatz von Photovoltaik auch an Fassaden von Wohn- und Bürohäusern demonstrieren. Die erzeugte Energie wird in das Energieversorgungsnetz der Universität eingespeist und so sinnvoll genutzt.
Vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF) sind offen für architektonische Entwicklungen, wie knerer und lang Architekten sie am ZET umgesetzt haben. Mit den Komponenten Dämmung, Unterkonstruktion und Bekleidung bietet das System einen vielseitigen Werkzeugkasten, der je nach Bedarf genutzt werden kann. Mannigfache Bekleidungselemente, großformatige Tafeln wie kleine Formate, lassen sich individuell in unterschiedlichster Materialität und Rasterplanung an der Unterkonstruktion montieren.
Bei Photovoltaik-Modulen an der Fassade handelt es sich im Allgemeinen um „Nicht geregelte Bauprodukte“, für deren Verwendung Architekten eine Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung oder eine Zustimmung im Einzelfall beim Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) erwirken müssen. Gleichwohl gewinnt Photovoltaik als integraler Bestandteil einer VHF beim energiesparenden Bauen und beim Bauen von „Energie Plus Häusern“ immer mehr an Bedeutung.
Fassadenpreis
Das ZET erstrahlt in Dresden in einer ihm eigenen Ästhetik, die der Jury des Deutschen Fassadenpreises für VHF unter mehr als hundert Einreichungen ins Auge fiel und eine Anerkennung erzielte:
„Die Außenhaut des Gebäudes aus bronzefarbenen Aluminium-Lamellen zeigt sich je nach Lichteinfall und Standort des Betrachters verschieden transparent, wirkt dabei aber stets vereinheitlichend und erlaubt bei Bedarf das Herstellen und Schließen von Öffnungen in der dahinter liegenden Stahlbetonfassade – als subtile Modifikation unter Wahrung der Identität. Diese Dialektik von Kontinuität und Flexibilität überzeugt. Die funktionale und gestalterische Integration von Photovoltaik- und Solarmodulen im Bereich von Fassade und Dach ist hervorzuheben und beispielgebend für energiesparendes, zeitgemäßes Bauen.“
Architekten: knerer und lang Architekten GmbH, Dresden Projektbeteiligte: Büro für Baukonstruktion, Dresden; Gesa, Dresden;
IP Herzog, Riesa; (Elektroplanung); DTP Theater-bühnentechnik, Dresden (Hebebühnentechnik); Bauphysik@Intergrierte Planung, Dresden; Thiele Brandschutz, Dresden
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